Eine kleine Erklärung zu Beginn: Die folgenden Fakten sind jene, die ich persönlich sehr interessant finde. Natürlich gibt es noch viel mehr zur Geschichte der Kräuterwelt zu sagen und zu erfahren. Dazu kannst du gerne meinen Vortrag zur Kräutergeschichte buchen.
Seit wann gibt es das Kräuterwissen?
Um ganz von vorne zu beginnen: Man vermutet, dass das Wissen über die Pflanzen schon vor 60.000 Jahren präsent war. Ralph Solecki fand in Shanidar im Irak eine Höhle mit einem ebenso alten Grab. Analysen des dort aufgefundenen Blütenstaubs ergaben, dass die Toten auf 28 verschiedenen Heilkräutern gebettet wurden. Dazu sei aber gesagt, dass inzwischen darüber diskutiert wird, ob diese Kräuter nicht auch von Nagetieren stammen könnten. Nichtsdestotrotz fand man auch in Ötzis Köcher einen Vorrat von verschiedensten Heilkräutern.
Wer hat das Wissen um die Heilkräuter geprägt?
Ca. 1600 v. Chr. entstand eine der umfangreichsten Funde der Kräuterkunde. Das „Papyrus Ebers“ wurde in ägyptischen Königsgräbern gefunden und umfasst über 870 Rezepte mit Heilpflanzen.


Faszinierend ist auch, dass einige große Namen eng mit dem Kräuterschatz verwoben sind und doch werden sie nicht damit assoziiert. Pythagoras von Samos – im Matheunterricht ist er jedem geläufig, aber dass er sich vor allem auch mit Heilpflanzen befasst hatte, ist unbekannt.
Hippokrates – „Lasst eure Heilmittel Nahrungsmittel sein und eure Nahrungsmittel Heilmittel“, meinte er einst. Der Vater der modernen Medizin lehrte von der Natur selbst zu lernen und Krankheiten mit Heilkräutern, frischer Luft, Wasser und leichter Kost zu behandeln.


Traditionell wurde das Wissen mündlich von Frau zu Frau überliefert. Mit der Hexenverfolgung wurde dieses Wissen fast ausgelöscht. Denn man galt vor allem dann als Hexe, wenn man als Frau Kranke heilen konnte, ohne studiert zu haben. Allerdings durften Frauen zu dieser Zeit nicht studieren, also war das ganze sowieso ein Teufelskreis. Außer du warst Hildegard von Bingen, eine der wenigen Frauen, die nicht als Hexe verbrannt wurde, da sie ihre Fähigkeiten und ihr Wissen im Namen Gottes ausübte.
Paracelsus – „Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken“
Sein wertvollstes Wissen erstand er von den als Hexen verschrienen Frauen und dem fahrenden Volk. Er war davon überzeugt, dass es für regionalen Krankheiten auch regionale Heilpflanzen gibt. Von ihm stammt auch der berühmte Spruch „Die Dosis macht das Gift!“


Abschließend möchte ich noch Carl von Linné erwähnen. Hast du dich schon einmal gefragt, woher die lateinischen Pflanzennamen stammen und warum sie diese überhaupt haben? Dieser schwedische Naturwissenschaftler ist die Antwort. Er entwickelte die binäre Nomenklatur, also die lateinischen Doppelnamen. Der Löwenzahn hat sowohl im Volksmund als auch international diverse Namen. Um auf der ganzen Welt zu garantieren, dass man von derselben Pflanze spricht und Fehler vermeidet, wurde die binäre Nomenklatur erschaffen. Somit trägt der Gewöhnliche Löwenzahn den offiziellen Namen Taraxacum officinale.
Zum Abschluss unseres Einblicks in die Geschichte der Kräuterwelt
Stefano Mancuso erwähnte in seinem Buch „Die Pflanzen und ihre Rechte“, dass es den Ginkgo (Ginkgo biloba) schon seit 250 Millionen Jahren gibt und Schachtelhalme seit 350 Millionen Jahren. Die durchschnittliche Überlebensdauer einer Art liegt bei ca. 5 Millionen Jahren. Den Menschen gibt es seit ca. 300.000 Jahren und WissenschaftlerInnen auf der ganzen Welt warnen seit Jahrzehnten davor, dass die menschliche Spezies ohne drastische Änderungen keine 100.000 Jahre mehr hat. Das bedeutet, dass das “ intelligenteste” Leben dieses Planeten nicht einmal ein Achtel der durchschnittlichen Lebensdauer einer Spezies erreicht.