Pflanzenaufbau & Erkennungsmerkmale
Den Ackerschachtelhalm, auch Zinnkraut genannt, gibt es schon seit über 400 Millionen Jahren. Er gehört zur Familie der Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae). Die Namensgebung “Equisetum arvense” ergibt sich wie so oft aus dem Erscheinungsbild der Pflanze, denn der grüne Sommertrieb erinnerte Wissenschaftler an einen Pferdeschwanz, und equisetum ist das lateinische Wort für Pferdeschwanz.
Er vermehrt sich durch Sporen und nicht durch Samen und ist eine mehrjährige Pflanze. Im Frühjahr wächst ein brauner Spross mit einer endständigen Sporenähre. Diese enthält sechseckige, bienenwabenähnliche Fächer. Aus den Sporen entwickeln sich sogenannte Prothallien, die entweder weibliche oder männliche Geschlechtszellen besitzen. Nach dem Abstäuben/Befruchten sterben die Triebe ab und kleine grüne, unfruchtbare Bäumchen erscheinen. Der Haupstängel ist hohl und setzt sich aus mehreren Stücken zusammen, die an den feinen gezahnten Ringen erkennbar sind. Hier wachsen auch die Seitentriebe quirlständig hervor.
Die einzelnen Teile des Stängels kann man an den Ringen auseinanderziehen und wieder zusammensetzen, wie eine Schachtel – daher die Benennung Ackerschachtelhalm. Im Stängel der Pflanze findet auch die Photosynthese statt, nicht jedoch in den Seitentrieben. Es wird keine Blüte ausgebildet. Das Rhizom der Pflanze macht es GärtnerInnen schwer, das Zinnkraut loszuwerden. Es reicht bis zu 1,5 Meter tief in den Boden und ist weit verzweigt.
Sammeln & Trocknen
Beim Sammeln ist Vorsicht geboten, denn der Ackerschachtelhalm hat viele Verwandte, die giftig sind. Der Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre) beispielsweise zersetzt Thiamin (Vitamin B1) im Körper, das essentiell für den Energiestoffwechsel, das Nervensystem und den Stoffwechsel von Aminosäuren ist. Diese giftigen Schachtelhalme wachsen vorwiegend an Sumpfgebieten, feuchten und schattigen Plätzen. Das Zinnkraut findet man auch in sonnigen Wiesen, an Wegrändern und Äckern. Allerdings nimmt der Ackerschachtelhalm Giftstoffe aus der Umwelt auf, daher ist es ratsam, nicht in der Nähe von gespritzten Feldern zu sammeln. Getrocknet kann er gut als Pulver gemahlen und für diverse Rezepte verwendet werden.
Inhaltsstoffe & Wirkungsbereich des Ackerschachtelhalms
Das Zinnkraut enthält unglaublich viele Mineralstoffe, darunter so viel Kieselsäure, dass nach dem Verbrennen der Pflanze die Asche aus 90% Kieselsäure besteht. Die Kieselsäure befindet sich in der Epidermis der Pflanze und ist dort für die Stärkung der Pflanzenzellwände verantwortlich. Flavonoide und Saponine gehören zu den Inhaltsstoffen der Pflanze, die beim Verzehr stärkend auf die Blutgefäße und entwässernd wirken. Die heilende Wirkung der Pflanze geriet lange in Vergessenheit, bis Sebastian Kneipp die Heilung seiner Tuberkuloseerkrankung damit unterstützte. Die Kieselsäure des Ackerschachtelhalms hüllt die Tbc-Herde in Kalk ein und kapselt diese ab.
Auch bei Gelenkproblemen kann die Pflanze eingesetzt werden. Auch hier unterstützt die Kieselsäure, indem sie beim Aufbau der Synovialflüssigkeit hilft. So wird die Gelenkschmiere genannt. Kieselsäure ist auch wichtig für Haare, Knochen, Zähne und Nägel, daher empfiehlt es sich immer wieder eine Tasse Ackerschachtelhalmtee zu trinken. Sie unterstützt außerdem die Produktion von Kollagen in der Haut, so wird das Bindegewebe gefestigt und Falten verhindert. Auch bei Neurodermitis hilft ein Vollbad gegen den Juckreiz der trockenen Hautstellen. Die Antioxidantien der Pflanze stärken die neuronalen Bahnen im Gehirn und sind somit eine große Unterstützung für kognitive Fähigkeiten. Das Zinnkraut ist einfach ein Superheld in seiner Wirkung.
Naturkosmetischer Einsatzbereich
Wie schon erwähnt ist der Ackerschachtelhalm mit seiner Kieselsäure stärkend für Haare, Haut, Zähne und Nägel. Daher kann man ihn vielseitig einsetzen. Getrocknet als Pulver kann er in Bodylotions, Zahnpulver, Mundspülungen, Haarkuren und Nagelöl verwendet werden. Man kann aber auch eine starke Abkochung der Pflanze für etwaige Rezepte verwenden.
Kulinarischer Einsatzbereich
Um die Mineralstoffe bestmöglich aus der Pflanze zu ziehen, muss das Kraut mindestens 20 Minuten gekocht werden. Man nennt diese Zubereitung auch Dekokt.
Kulinarisch eingesetzt werden kann das Zinnkraut am besten, indem die jungen Triebe fein gekocht und mit anderem Gemüse gemischt werden. Er soll auch sehr gut zu Eierspeisen passen.

Umwelt-Aspekte
Auch im Garten ist das Zinnkraut eine wahre Hilfe. Als Jauche angesetzt und verdünnt gegossen, hilft sie der Pflanze bei Pilzerkrankungen, Braunfäule und Mehltau. Bei Jungpflanzen kann eine Abkochung des Ackerschachtelhalms auf die Blätter gesprüht werden, das soll die Widerstandsfähigkeit und das Wachstum fördern.