Echtes Johanniskraut – Hypericum perforatum

Pflanzenaufbau & Erkennungsmerkmale des Echten Johanniskraut

Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) gehört zur Familie der Johanniskrautgewächse (Hypericaceae). Man findet die Staude (20-100cm hoch) vorwiegend auf Wald- und Wegrändern, an Böschungen, Schuttplätzen und Ödflächen. Die Wurzel der Pflanze ist spindelförmig und reichästig und reicht teilweise bis zu einem Meter in den Boden.

Der kahle, zweikantige Stängel ist aufrecht und im unteren Bereich verholzt, oben ist er verzweigt. Auf ihm sitzen in gegenständiger Formation eiförmige, ganzrandige, dunkelgrüne Blätter mit zahlreichen durchscheinenden Punkten. Auf den schwarzdrüsigen Verzweigungen des Stängels befinden sich in Rispen angeordnet die strahlend gelben Blüten. Ihre 5 Kronblätter sind unsymmetrisch und in der Mitte sitzen viele Staubblätter. Aus ihnen entstehen aufspringende Kapselfrüchte mit dunkelbraunen, zylindrischen Samen. Das wichtigste Merkmal für das Echte Johanniskraut ist die rote Verfärbung der Finger, wenn man die Blüten damit zerreibt. 

Sammeln & Trocknen

Man sagt, dass man Hypericum perforatum nicht vor dem 24. Juni sammeln soll, denn davor hat sich die Pflanze noch nicht ausreichend entwickelt. Am intensivsten sind jene Exemplare, die viele Blüten haben und schon kurz vor dem Verblühen sind. Die heißesten Tage im Juli und August eignen sich ideal. Gesammelt wird am besten der obere Teil der Pflanze, also schneidet man sie dort ab, wo die Verzweigungen beginnen und trocknet sie zusammengebunden kopfüber. 

Inhaltsstoffe & Wirkungsbereich

Das Echte Johanniskraut enthält unter anderem ätherisches Öl, Flavonoide, Gerbstoffe, Hyperforin und Hypericin. Letzteres ist für eine Lichtempfindlichkeit der Haut verantwortlich.  Bei Menschen mit sehr heller Haut kann es demnach zu Pigmentflecken kommen, wenn sie sich in hohem Maß UV-Strahlung aussetzen und gleichzeitig Johanniskraut zu sich nehmen, egal ob innerlich oder äußerlich. Auch hellhäutigen Tieren bekommt die Pflanze nicht gut. 

Am bekanntesten ist die Verwendung eines Johanniskrautöls, auch Rotöl genannt. Es kann bei Prellungen, Muskelkater, eingezwickten Nerven und Gelenkschmerzen verwendet werden. Vor allem aber ist es bei Verbrennungen das Hausmittel Nummer 1. Dafür verantwortlich ist der Inhaltsstoff Hyperforin, der die Regeneration der oberen Hautschicht fördert. 

Innerlich als Tee getrunken wirkt Hypericum perforatum beruhigend, sogar antidepressiv. Bei leichten bis mittleren Depressionen wirkt es nachweislich genauso gut wie herkömmliche Antidepressiva. Wie funktioniert das? Die Pflanze vermehrt die Neurotransmittermenge indem die Wiederaufnahme von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin gehemmt wird.  Dadurch wird für eine längere Verweildauer im synaptischen Spalt gesorgt. Einfach gesagt, die sogenannten Glückshormone (Serotonin, Noradrenalin und Dopamin) bleiben länger im Gehirn, was sich wiederum stimmungsaufhellend auswirkt.  

Bei der Einnahme von Echtem Johanniskraut muss unbedingt beachtet werden, dass es zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen kann. Die ausgleichende Wirkung der Pflanze ist nicht zu unterschätzen. Sie reguliert auch den Hormonhaushalt, was sie während der Wechseljahre zu einem angenehmen Begleiter macht. Aufpassen muss man wiederum, wenn man hormonell verhütet, da auch hier wieder die ausgleichende Wirkung ein Risiko darstellt. 

Geschichte, Mystik & Brauchtum

“Selago” nannten die Kelten das Echte Johanniskraut, das goldene Kraut der Druiden. Vor der Christianisierung wurde es vielerorts Sonnenkraut genannt. Es gehört ja auch zu den Sonnwendkräutern, jenen Kräutern, die die Dämonen vertreiben sollen.

Mit der Kirche und der Verschmelzung einiger „heidnischer“ und einiger christlicher Feiertage wurde das Sonnwendkraut zum Johanniskraut und die Sonnwendkräuter zu den Johanniskräutern. Denn das Kraut blüht am 24. Juni, dem Geburtstag des Heiligen Johannes dem Täufer. Man sagt auch, dass die Verräter von Johannes dem Täufer die Pflanze in das Fenster der Herberge steckten, in der er sich versteckte. Am nächsten Tag blühte überall Johanniskraut und er konnte nicht mehr aufgespürt werden. Eine andere Geschichte sagt, dass die Pflanze aus Johannis’ Blut empor wuchs, als er von Herodes enthauptet wurde.  

Zurück zu den Kelten: Diese haben mit dem “Goldenen Kraut” die Kraft der Sonne assoziiert. Die fünf Blütenblätter waren für sie das Ebenbild zu ihrem heiligsten Symbol, dem Pentagramm. Daher schmückten sie ihre Altäre damit und trugen während des Sonnwendfeuers Kränze daraus, um die Verbundenheit mit den Kräften des Lichts voll und ganz zu zelebrieren. 

Echtes Johanniskraut mit Heuschrecke

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